[Namen eingeworfen]
Lange stand Byron in der Großen Halle und starrte auf den Zettel, den er ruhig zwischen den Fingern hielt – etwas zu ruhig. Er wusste, dass alle um ihn herum tuschelten, sich fragten, ob er sich denn tatsächlich trauen würde, über die Alterslinie zu treten und seinen Namen endgültig für das Turnier freigeben würde. Doch all das Gemurmel, die aufgeregten Blicke, die ausgetauscht wurden, all dies drang erst gar nicht richtig zum Ravenclaw durch. Zu sehr war er damit beschäftigt, diesen Zettel zu fixieren. Byron Clairmont. In Großbuchstaben geschrieben, als hätte er Angst, er könnte sich als zu klein präsentieren. Als müsse er irgendjemandem beweisen, dass er nicht so unscheinbar war, dass er sich auch einen großen Namen machen konnte, wenn er wollte. Also hatte er genau das getan – rein bildlich gesprochen. Und um ehrlich zu sein, war er von sich selbst überrascht. Sauber hatte er die 14 Buchstaben auf das Papier gebracht, kein Zittern war zu erkennen, nicht auch nur ein Fünkchen an Angst. Doch er selbst wusste, dass das nicht stimmte. Byron Clairmont war kein mutiger Mensch. Er war ein Feigling. Jemand, der es bevorzugte, vor Dingen wegzurennen, anstatt sich ihnen zu stellen. Ein Trimagisches Turnier und er mittendrin? Nein, das passte nicht. Denn er war nicht einer von diesen Auserwählten. Menschen, die dafür geboren waren, als Legenden in die Geschichte einzugehen, die das gewisse Etwas hatten, das nun mal einfach da war. Die Byron Clairmonts dieser Welt gehörten nicht zu dieser Sorte und würden auch nie zu dieser Sorte gehören. Ilian Vassilev. Caspian McQuillian. Sogar Alicia Dolohow, auch wenn er das nie laut zugeben würde. Das waren Zauberer, über die man noch eine lange Zeit in Hogwarts reden würde. Aber Byron Clairmont? Nicht mal seine Mitschüler kannten seinen Namen, also wie sollte es auch nur ein Mensch nach ihnen? Er würde verfliegen, so als habe es diesen Schüler nie gegeben. Sich in Rauch auflösen, ähnlich wie es alle Zettel taten, die im Feuerkelch verschwanden. Mit dem einzigen Unterschied, dass das für manche von ihnen das genaue Gegenteil bedeuten würde.
Es war dumm, darüber war sich der Siebtklässler im Klaren. Töricht, absolut töricht. Er war doch nie ein Mensch gewesen, dem ein hohes Ansehen von Bedeutung gewesen war, oder? Vielleicht lag es aber auch daran, dass er es akzeptiert hatte, der höfliche Junge von Nebenan zu sein. Nicht mehr und nicht weniger. Doch was gab es Schlimmeres, als einfach nur zu existieren?
Bevor er weiter darüber nachdenken konnte – hatte er dies nun schon viel zu lange gemacht – machte er die letzten Schritte auf den Feuerkelch zu, der aussah, als würde er auf ihn herab blicken. Herausfordernd. Als würde er sich darüber lustig machen, dass jemand wie er es gewagt hatte, auch nur darüber nachzudenken. Und normalerweise, ja normalerweise wäre Byron vermutlich zurück gewichen, hätte die Vernunft siegen lassen. Doch nicht dieses Mal. Also streckte er den Arm aus und sah dabei zu, wie sein Zettel, sein Name, von den Flammen verschlungen wurde. Und so wortlos wie er in die Große Halle getreten war, genauso wortlos drehte er sich um und verließ sie ruhig und mit erhobenem Kopf.
Es gab kein Zurück.